Berufsunfähigkeitsversicherung: Ein unterschätztes Thema in der Finanzplanung
Viele Menschen in Deutschland sichern ihr Auto oder Smartphone ab – doch was passiert, wenn man plötzlich nicht mehr arbeiten kann und das Einkommen wegfällt? Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zählt zu den wichtigsten, aber gleichzeitig am meisten unterschätzten Absicherungen in der persönlichen Finanzplanung. Dabei kann sie im Ernstfall existenzentscheidend sein. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die BU so wichtig ist, worauf bei Vertragsabschluss zu achten ist und wie sie sich sinnvoll in die Finanzstrategie integrieren lässt.
Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn man seinen zuletzt ausgeübten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt ausüben kann. Anders als viele denken, greift diese Versicherung nicht nur bei schweren Unfällen – die häufigsten Ursachen sind psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depression sowie chronische Rückenprobleme.
Ein weitverbreiteter Irrtum: Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten – und sie wird nur gezahlt, wenn man gar keiner Tätigkeit mehr nachgehen kann. Wer also beispielsweise als Handwerker wegen eines Rückenleidens nicht mehr arbeiten kann, theoretisch aber noch im Büro arbeiten könnte, erhält oft keinen Cent aus der gesetzlichen Versicherung.
Warum wird die BU häufig vernachlässigt?
Obwohl die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit gravierend sein können, wird das Thema von vielen Menschen ignoriert oder aufgeschoben. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Kosten: Viele halten die BU für zu teuer – oft ohne konkrete Angebote verglichen zu haben.
- Komplexität: Die Vielzahl an Klauseln, Bedingungen und Fachbegriffen wirkt abschreckend.
- Verdrängung: Niemand denkt gern an Krankheit oder Unfall. Die psychologische Hürde, sich mit dem eigenen Risiko auseinanderzusetzen, ist hoch.
- Falsche Annahmen: Viele glauben, sie seien zu jung oder gesund, um betroffen zu sein – doch gerade junge Menschen sollten abschließen, solange sie gute Gesundheitsdaten vorweisen können.
Für wen ist eine BU besonders wichtig?
Grundsätzlich ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für jeden Erwerbstätigen sinnvoll – unabhängig vom Beruf. Besonders gefährdet sind jedoch:
- Handwerker und körperlich arbeitende Menschen, da körperliche Beschwerden eine häufige Ursache für BU-Leistungen sind.
- Selbstständige, die keine gesetzliche Absicherung durch eine Erwerbsminderungsrente haben.
- Junge Berufseinsteiger, die besonders günstig einsteigen und sich langfristig absichern können.
- Menschen mit Familienverantwortung, für die der Ausfall des Einkommens schwerwiegende Folgen hätte.
Was sollte beim Abschluss beachtet werden?
Die BU ist ein komplexes Produkt, deshalb sollte man beim Abschluss auf folgende Punkte achten:
- Verzicht auf abstrakte Verweisung: Der Versicherer sollte nicht verlangen dürfen, dass man einen anderen (theoretisch möglichen) Beruf ausübt.
- Nachversicherungsgarantie: Diese ermöglicht es, die Versicherungssumme später ohne neue Gesundheitsprüfung anzupassen – etwa bei Heirat, Geburt eines Kindes oder Einkommenserhöhungen.
- Leistungsdauer und Beginn: Die Rente sollte idealerweise bis zum gesetzlichen Rentenalter gezahlt werden, und die Leistungsprüfung sollte ab dem ersten Tag der Berufsunfähigkeit beginnen.
- Gesundheitsfragen ehrlich beantworten: Falschangaben können später zur Leistungsverweigerung führen.
Was kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Kosten hängen stark vom Eintrittsalter, Beruf, Gesundheitszustand und gewünschter Rentenhöhe ab. Ein 25-jähriger Bürokaufmann zahlt beispielsweise für eine monatliche BU-Rente von 1.500 Euro etwa 40 bis 60 Euro monatlich – abhängig vom Anbieter und den Vertragsbedingungen. Je jünger und gesünder man ist, desto günstiger sind die Tarife.
Ein Vergleich lohnt sich: Unterschiedliche Versicherer bewerten Berufsbilder und Gesundheitsrisiken unterschiedlich – daher ist eine unabhängige Beratung empfehlenswert.
BU als Teil der ganzheitlichen Finanzplanung
Eine solide Finanzplanung berücksichtigt nicht nur Vermögensaufbau, sondern auch Risikoabsicherung. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist dabei ein zentrales Element, denn ohne regelmäßiges Einkommen geraten Sparpläne, Altersvorsorge oder Immobilienfinanzierungen schnell ins Wanken.
Idealerweise wird die BU mit anderen Vorsorgeprodukten kombiniert, etwa mit einer privaten Rentenversicherung oder einem Fondssparplan. So entsteht ein ausgewogener Mix aus Absicherung und Kapitalaufbau.
Früher an später denken lohnt sich
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist kein Luxus, sondern ein essenzieller Baustein der finanziellen Sicherheit. Wer sich frühzeitig und umfassend absichert, schützt sich und seine Familie vor den finanziellen Folgen eines Schicksalsschlags. Auch wenn die Beschäftigung mit dem Thema unangenehm erscheint – im Ernstfall macht sie den entscheidenden Unterschied.
Quelle: ARKM Redaktion