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CE-Zeichen wird in Zukunft Regelfall sein

Heidelberg. Mit dem vorzeitigen Austausch von HBCD durch ein umweltfreundliches Flammschutzmittel haben die Styroporhersteller in jüngster Vergangenheit eine Vorreiterrolle übernommen. Der Industrieverband Hartschaum e. V. (IVH) hat sich auch mit der Beantwortung offener Recyclingfragen befasst. Nunmehr macht die mit der aktuellen Rechtssprechung des europäischen Gerichtshofs verbundene Stärkung des europäischen CE-Zeichens den IVH erneut zum Vordenker in der Branche.

Quelle: "obs/Industrieverband Hartschaum e. V."
Quelle: “obs/Industrieverband Hartschaum e. V.”

Den mit der ausschließlichen CE-Kennzeichnung einhergehenden Wegfall der Fremdüberwachung im Rahmen des Ü-Zeichens wollen die Mitglieder des IVH gemeinsam mit Herstellern anderer Dämmstoffe durch ein System der freiwilligen Zusatzkontrolle ausgleichen. Dabei ist die Überwachung der Schwerentflammbarkeit durch ein bauaufsichtlich anerkanntes Überwachungsinstitut wesentlicher Bestandteil. Die deutsche Styropor®-Industrie im IVH übernimmt damit weiterhin eine tragende Aufgabe hinsichtlich der Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland.

Deutsche Styropor®-Hersteller, vertreten durch den Industrieverband Hartschaum, sehen den Wegfall der Ü-Kennzeichnung auf Bauprodukten in naher Zukunft. Das europaweit gültige CE-Zeichen erfuhr zuletzt im Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 16. Oktober 2014 gegen die Bundesrepublik Deutschland eine entscheidende Stärkung. Die Harmonisierung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa wird damit vorangetrieben. Das EuGH urteilte, dass die in Bauregellisten der Länder enthaltenen technischen Zusatzanforderungen (Ü-Kennzeichen) an bereits europäisch harmonisierte Bauprodukte (CE-Kennzeichen) unzulässige Handelshindernisse darstellen. Gegenstand des Urteils waren drei unterschiedliche europäisch harmonisierte Produktnormen, darunter eine Dämmstoffnorm.

CE-Kennzeichnung für Styropor®

Im Falle von Styropor® sind sowohl ausschließlich CE-gekennzeichnete Produkte im deutschen Markt vorhanden als auch Produkte mit CE- und Ü-Kennzeichnung. Beides ist nach deutschem Recht bisher zulässig, führt aber durch unterschiedlicher Angaben zur Leistungsfähigkeit eines Wärmedämmstoffes zur Verwirrung bei Endkunden und Anwendern. Das CE-Zeichen weist den Nennwert der Wärmeleitfähigkeit (Lambda Declared) aus, das Ü-Zeichen den Bemessungswert Lambda des deutschen Baurechts (Lambda mit fünf Prozent Aufschlag auf einen fremdüberwachten Wert). Beide Werte beinhalten unterschiedliche Angaben zu derselben Leistungsfähigkeit.

Die CE-Angabe “Lambda Declared” ist die vom Hersteller genannte Wärmeleitfähigkeit. Sie wird aus dem Mittelwert der Ergebnisse von Produktionskontrollen des Herstellers (werkseigene Produktionskontrolle, WPK), der Standardabweichung und der Anzahl der Messungen errechnet. Eine hohe Qualitätskonstanz führt zu einer geringen Standardabweichung und dazu, dass “Lambda Declared” sich dem Bemessungswert nach Ü-Zeichen nach bisherigem deutschem Recht annähert.

Außerdem berücksichtigt der “Lambda Declared” unumgängliche Produktionsschwankungen, die seitens der europäischen Normung zulässig sind. Solche Schwankungen sind einerseits prozessbedingt unvermeidbar, andererseits können sie zum Beispiel beim Wechsel von Rohstoffen oder bei der Entwicklung neuer Produkte entstehen.

Umstellung auf umweltfreundliches Flammschutzmittel

Die Styropor®-Hersteller im IVH haben europaweit im Frühjahr 2013 als erste diese Umstellung begonnen. Innerhalb der IVH-Mitglieder wird die Umstellung bis Ende 2014 vollständig abgeschlossen sein – lange vor dem europäischen Endtermin im August 2015.

Qualität hat für den IVH hohe Priorität

Mit ausschließlicher CE-Kennzeichnung, die nur für den freien Warenverkehr steht und nicht für die Qualität, entfiele nach europäischem Recht die bekannte deutsche B1-Klassifizierung für die Schwerentflammbarkeit von Styropor®. Um diesen Qualitätshinweis zu erhalten, sollen das Brandverhalten sowie weitere Leistungsmerkmale aus dem CE-Zeichen unter dem Dach eines zusätzlichen, dämmstoffübergreifenden Qualitätssicherungssystems im Sinne einer Fremdüberwachung regelmäßig geprüft werden.

Sicherheit und Vertrauen des Verbrauchers für IVH an oberster Stelle

Deshalb sind auch Fragen zum Umweltverhalten von Styropor® frühzeitig von der Industrie geklärt worden. Von unabhängigen Experten geprüfte Umwelt-Produktdeklaration geben umfassende Auskunft über Energieverbräuche und auch Recyclingmöglichkeiten von Styropor®. Eine im November 2014 vorgestellte Recyclingstudie des Bundesamtes für Bau, Städtebau und Raumordnung (BBSR) wird zusätzlich aktuellste Ergebnisse liefern. Diese Studie wird von den renommierten Instituten Fraunhofer Institut für Bauphysik und Forschungsinstitut für Wärmeschutz maßgeblich erarbeitet.

Wie das Umweltverhalten ist auch das Brandverhalten von Styropor ein wichtiges Thema, dem sich die IVH-Mitglieder stellen. Bisher ist der deutsche Regelsetzer stets von einem Wohnungsbrand ausgegangen, der auf die Fassade überschlägt. Die Brandbelastung im Großbrandversuch wurde hier mit ca. 400 Kilowatt als Brand von Innen veranschlagt. Für diesen Fall liegen seit langem positive Testergebnisse für den fertig verputzten Zustand der Fassade vor.

Der außergewöhnliche Einzelfall einer Brandursache von außen, wie z.B. einen Müllcontainer mit ca. 700 Liter Fassungsvermögen, wurde jetzt im Auftrag der Bauministerkonferenz getestet. Dafür wurde eine Versechsfachung der bisherigen Brandlast auf ca. 2.400 Kilowatt festgelegt. Bereits jetzt liegen positive Versuchsergebnisse vor, die zeigen, dass fachgerecht ausgeführte WDVS mit den erforderlichen Brandriegeln sogar einer derart extremen Belastung standhalten. Der IVH und die WDVS-Hersteller setzen sich dafür ein, dass WDVS immer so ausgeführt werden, dass sie auch diese extreme Anforderung erfüllen.

Zunehmend findet auch das Brandverhalten von unverputzten oder nicht ganz fertig gestellten Fassadendämmsystemen Beachtung. Der IVH ist derzeit gemeinsam mit den WDVS-Produzenten und Handwerkern sowie Vertretern der Feuerwehr im Dialog, um Regeln zu erarbeiten, die dazu beitragen, Baustellenbrände zu verhindern oder zumindest deren Folge zu begrenzen. Ein neu entwickelter innovativer Brandriegel hat dabei sogar im unverputzten Zustand zu positiven Ergebnissen ohne Brandausbreitung im Großbrandversuch geführt.

Quelle: ots

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