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Schwache Weltwirtschaft und technologischer Wandel gefährden ein Viertel der globalen Bankgewinne

Düsseldorf – In den kommenden Jahren müssen sich die Banken weltweit auf einen Einbruch ihrer Gewinne einstellen, wenn es ihnen nicht gelingt, dem zunehmenden Druck aus geringem Wirtschaftswachstum und zunehmender Digitalisierung zu begegnen. Den Instituten in den entwickelten Märkten droht bis 2020 ein Rückgang der Gesamtgewinne um 90 Milliarden Dollar, das entspricht 25 Prozent.Den größten Anpassungsbedarf haben die Banken in Westeuropa einschließlich Großbritannien: Allein hier stehen 35 Milliarden Dollar im Risiko, das sind 31 Prozent der bisherigen Gewinne. Sollte die Digitalisierung die Branche noch schneller umwälzen, als bisher absehbar, dürften die Gewinne auf dem Kontinent bis 2020 sogar um 60 Milliarden Dollar zurückgehen. Dies entspräche einer Halbierung der Eigenkapitalrendite (ROE) auf nur noch ein bis zwei Prozent. Haupttreiber der Entwicklung ist das Zusammentreffen von schwächelnder Weltwirtschaft, intensiverem Wettbewerbs- und Kostendruck durch Digitalisierung sowie der zunehmenden staatlichen Regulierung. Dies sind die Kernergebnisse der 2016er McKinsey-Jahresanalyse der Banken unter dem Titel “A brave New World for Global Banking.”

Thomas Poppensieker, McKinsey-Seniorpartner und einer der Autoren der Studie: “Die Banken stehen weiterhin vor enormen Herausforderungen. Um in Zukunft die Marktchancen zu ergreifen, ist ein fundamentaler Umbau der Geschäftsmodelle unvermeidbar. In Europa stellt sich zudem die Frage nach einer weiteren Konsolidierung des Marktes.” Einige Banken in Europa hätten sich bereits sehr erfolgreich auf die veränderte Landschaft eingestellt, vor allem in Benelux und Skandinavien.

US-Banken besser, Kreditrisiken in den Emerging Markets

Im internationalen Vergleich stehen die US-Banken besser da als ihre Wettbewerber in Europa. In den Staaten ist bis 2020 mit einem Rückgang der Profitabilität um nur einen Prozentpunkt auf acht Prozent zu rechnen. Die Banken in aufstrebenden Volkswirtschaften (Emerging Markets) stehen vor anders gelagerten Herausforderungen. Sie sind meist profitabler, dafür aber anfälliger für Kreditrisiken. Dies gilt für Institute in Brasilien, Russland und China. Eine Eintrübung der Konjunktur könnte in diesen Märkten nach McKinsey-Berechnungen ein Anstieg der Kreditverluste auf bis zu 250 Milliarden US-Dollar bewirken, die allerdings angesichts der aktuellen Ertragslage in den Märkten verkraftbar sein sollten.

Nach der Finanzkrise 2008 wurden zahlreiche Regularien für Banken verschärft. “Derzeit scheint ein weiteres Drehen an der Schraube zu erwarten”, sagt Experte Poppensieker, “das schließt nochmals strengere Kapitalanforderungen, zusätzliche Stresstests und neue Regeln für das Risikomanagement ein.”

Um sich auf das künftige Umfeld vorzubereiten, empfehlen die McKinsey-Experten den Banken eine Transformation, die sich auf drei Aspekte konzentriert:

  • Resilienz: Die Bilanzen weiter zu gesunden, die Kostenbasis zu senken und die Erlöse abzusichern gehört zu den vordringlichen Aufgaben. Die Digitalisierung ist gleichzeitig Auslöser eines verschärften Kostendrucks und erste Antwort darauf.
  • Neuorientierung: “Neben Absicherungsthemen sollten Banken die Überprüfung ihrer Geschäftsmodelle angehen”, sagt Thomas Poppensieker. Den veränderten Bedürfnissen der Kunden Rechnung tragen, intensiv mit FinTechs und neuen Anbietern zusammenarbeiten und die Möglichkeiten ausloten, mit anderen Banken in Gemeinschaftsplattformen Kosten zu senken – das sind einige der Themen einer neuen Ausrichtung.
  • Erneuerung: “Ein weitgehender Umbau des Geschäftsmodells erfordert neue Technologien und Fähigkeiten”, so Poppensieker. “Die Struktur, die Fähigkeiten und die gemeinsame Zielvision der Bankorganisationen gehören auf die Agenda.”

Quelle: ots

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Finanzratgeber 24 an. Sie schreibt als Journalistin über aktuelle Finanzprodukte und gibt Hilfen bei der Suche nach seriösen Geldanlagen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@finanzratgeber24.de

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Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Finanzratgeber 24 an. Sie schreibt als Journalistin über aktuelle Finanzprodukte und gibt Hilfen bei der Suche nach seriösen Geldanlagen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@finanzratgeber24.de
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